Um in Erfahrung zu bringen, wie andere Halter ihre Fulis halten, schreibe ich ab und an Inserenten mit wunderschön gewachsenen Verkaufstieren an. Was ich sehr erstaunlich finde ist, dass meine Frage nach der Haltungstemperatur ihrer L. fulica einstimmig so beantwortet wird: "Ich halte meine Schnecken bei Zimmertemperatur ..."
Aha - kann das noch Zufall sein? Ich denke, eher nicht!
Und ich erkläre mir das so:
Gerade die L. fulica ist eine Achatschnecke mit einer hohen Toleranz, was die Temperatur anbelangt. Genau das machte sie ja auch so erfolgreich beim Besiedeln anderer Bereiche, außerhalb ihres natürlichen Vorkommens in Ostafrika. In vielen Ländern mit gemäßigtem Klima - ohne Winter - gilt die "Afrikanische Riesenschnecke" darum schon längst als gefürchteter Schädling und wird vehement bekämpft.
Wie hängt aber eine kühlere Haltungstemperatur mit einem besseren und schönerem Wachstum sowie einer robusteren Gesundheit zusammen?
Nun - von anderen Tierarten, wie z. B. Zierfischen oder auch Hochzuchtgoldfischen weiß ich, dass sie bei wärmerer Haltung schneller wachsen und somit auch früher die Geschlechtsreife erlangen. Man macht sich dies aus wirtschaftlichen Gründen zunutze, denn wenn die Tiere schneller eine entsprechende Verkaufsgröße erlangen, kann der Züchter schneller mit ihnen Geld verdienen. Der Gesundheit tut solch eine "Dampfaufzucht" jedoch meistens nicht gut. Auch kann eine höhere Haltungstemperatur an der Lebenszeit nagen ...
Auf die fulica übertragen würde das nun aber bedeuten, dass sie zwar schneller - aber offensichtlich nicht hübscher oder gesünder wachsen. Ab einer Größe von ca. 6 cm kommen sie dann schon in die Geschlechtsreife und fangen an, sich fortzupflanzen. Die Produktion von Eiern zehrt bei so vermehrungsfreudigen Schnecken, wie die Fulis es sind, sehr an ihren Kräften. Diese Energie kann die Schnecke fortan aber nicht mehr in ihr Wachstum stecken. So kann es meines Erachtens dazu kommen, dass man heute - aufgrund der abgeänderten Empfehlungen zur höheren Haltungstemperatur - nur noch selten Fulis von über 8 cm GL sieht. Dabei wuchsen die Schnecken früher - bei einer Haltung bei "Zimmertemperatur" und natürlich auch bei entsprechend ausgewogener Versorgung mit Nährstoffen (Futter und Kalk), sowie der Erfüllung ihrer anderen Ansprüche - beinahe immer bis auf eine Größe von 10 bis 13 cm heran. Und das ist in meinen Augen auch wirklich die Größe, die eine normal gewachsene fulica in Terrarienhaltung erreichen kann und sollte. Liest man nämlich wissenschaftliche Studien von freilebenden Fulis von damals, sind 12 cm gar keine Seltenheit!
Nach meiner Theorie müssten die Fulis bei einer Haltungstemperatur von 22° bis 23° C einfach gesünder bis auf ihre genetisch vorgegebene Optimalgröße heranwachsen, ohne dass sie dabei aufgrund von angeblich zu kühlen Temperaturen Schaden nähmen - im Gegenteil.
Halter von wirklich gesunden und schönen, sowie großen Tieren bestätigen mir meine Vermutung.
Wir werden sehen ...